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Termine:
  • 11.05.22: Stadtbibliothek Stuttgart
  • 31.12.21, 13:05: Deutschlandfunk Kultur
  • 15.10.21: Science Slam, Erlangen
Forschungspapiere:
  • Making Markets Just (pdf)
  • Justice as Social Bargain and Optimization Problem (pdf)
  • Growth imperatives: Substantia­ting a contested concept (SCED)
  • Wachstumszwang – eine Übersicht (pdf)... mehr
Medien und Rezeption

zum Buch
@RichtersOliver

Forschung

Das Buch ist entstanden aus einem Forschungsprojekt im Kontext von

In diesem Rahmen wurden im Februar und November 2017 zwei Workshops durchgeführt.

Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie in eine ähnliche Richtung arbeiten, auf der Suche nach einem Projektpartner oder einem Thema für eine Abschlussarbeit sind.

Sie können unsere Arbeit finanziell mit einer Spende an den gemeinnützigen Förderverein Wachstumswende unterstützen (Stichwort „Marktwirtschaft reparieren“).

Forschungspapiere

Das Papier „Justice as Social Bargain and Optimization Problem“ von Andreas Siemoneit analysiert die Diskussion um Verteilungsgerechtigkeit und zeigt, dass aus soziobiologischer Sicht allein Reziprozität, also die Ausgewogenheit von Leistung und Gegenleistung, evolutionär stabil sein kann. „Altruistische“ Handlungen in einem strengen Sinne (Nutzen < Kosten) sind bestenfalls als Randerscheinungen möglich, keinesfalls systematisch. Aber Altruismus ist auch gar nicht „notwendig“, um gesellschaftlich stabile Kooperationsmuster zu erklären: Unter Rückgriff auf neuere Entwicklungen in Sozialpsychologie und Moralpsychologie kann Reziprozität alle Handlungen von Individuen erklären, die scheinbar vom Reziprozitätsgedanken abweichen – insbesondere Verteilung nach Gleichheit und Bedarf. Auf diese Weise kann man zu einer einheitlichen Theorie von Gerechtigkeit kommen. Diese wird im Papier „Making Markets Just: Reciprocity Violations as Key Intervention Points genutzt, um Perspektiven einer gerechteren Wirtschaftsordnung aufzuzeigen. Wir interpretieren die Kernbegriffe der Neoklassischen Ökonomik im Hinblick auf Reziprozität, um so zu zeigen, dass Reziprozität dieser Theorie (wenn auch nur implizit) als Gerechtigkeitsprinzip unterlegt ist. Wir zeigen, warum das institutionelle Trockenlegen der Quellen leistungsloser Einkommen ein genereller politischer Kompass sein kann. Weiterhin gehen wir auf zwei wichtige Quellen leistungsloser Einkommen näher ein: Ressourcenintensive Technologien und die „Lage“ von Immobilien.

Das Paper »Growth imperatives: Substantiating a contested concept« (in: Structural Change and Economic Dynamics, 2019; Discussion Paper) strukturiert die Debatte um Wachstumszwänge und -treiber anhand der Akteure sowie der Stärke des „Zwangs“ von freiem Willen hin zu sozialen Zwängen. Dazu liefern wir eine ausführlich begründete Definition des Begriffes „Wachstumszwang“, der bislang nur auf der Makroebene oder ansonsten eher umgangssprachlich definiert ist. Dazu untersuchen wir verschiedene in der Literatur aufgestellte Hypothesen, warum Haushalte, Firmen und Staaten einem Wachstumszwang unterliegen und gehen dafür durch die „klassischen“ und neuen Theorien, warum die Ökonomie einem Wachstumszwang unterliege: Wettbewerb und Gewinnorientierung, Technischer Fortschritt, staatliche Wachstumspolitik und sozio-kulturelle Mechanismen. Unser Ergebnis ist eindeutig: Nur der sogenannte Technische Fortschritt, der recht einseitig menschliche Arbeit durch maschinellen Ressourcenverbrauch ersetzt, hat das Potential, eine auf Marktwirtschaft basierende Gesellschaft „in den Wahnsinn zu treiben“. Eine vordergründig treibende Kraft ist eine staatliche Wachstumspolitik, die jedoch vor allem auf die durch Prozessinnovationen verursachte „technologische Arbeitslosigkeit“ reagiert, welche durch neue Produktinnovationen nicht verlässlich kompensiert wird. Akkumulation, Ungleichheit und Kreditgeld (Finanzierung ohne vorhergehendes Sparen) verstärken das Problem durch verschiedene Effekte. Es ist also nicht so, dass nur ein Mechanismus „verantwortlich“ ist, aber wir betrachten Technischen Fortschritt (bzw. den entsprechenden Ressourcenverbrauch) durchaus als obersten Punkt in einer „Hierarchie der Ursachen“. Ein Ausweg aus dem Dilemma könnten institutionelle Verbrauchsbegrenzungen (Cap & Trade) und die Begrenzung von Akkumulation sein. Die überwindung von Marktwirtschaft ist dafür nicht erforderlich. Detailliertere Ausführungen zu sozio-kulturellen Mechanismen finden sich in einem früheren Diskussionspapier, ebenso weitere Ausführungen zu Firmen und Staaten.

Im Artikel »An offer you can’t refuse – Enhancing personal productivity through ‘efficiency consumption’« (Technology in Society 59, 101181. Diskussionspapiere deutsch 2017 und englisch 2019) diskutiert Andreas Siemoneit die These, dass Unternehmen und Konsumenten beide zahlreiche Güter kaufen, die sie effizienter machen. Dies erzeugt positive Rückkopplungen, die man als Wachstumszwang interpretieren kann. Für Unternehmen wird Effizienzsteigerung seit langem als Investitionsmotiv akzeptiert, aber weder Mikroökonomik noch Konsumsoziologie diskutieren sie auch nur als Konsummotiv.

Das Papier »Consistency and Stability Analysis of Models of a Monetary Growth Imperative« (Ecological Economics 136, p. 114–25) ist die Analyse zweier Argumentationslinien, dass im Geldsystem an sich ein systemischer Wachstumszwang begründet liege: Verdächtigt werden zum einen zinstragendes Kreditgeld, zum anderen das Horten von Gewinnen durch die Geschäftsbanken. Beide Argumentationslinien sind aus unserer Sicht unplausibel und daher zurückzuweisen. Es gibt im Geldsystem keinen systemischen Wachstumszwang.

deutschsprachige Beiträge

Im Februar 2019 ist das allgemeinverständliche deutschsprachiges Buch „Marktwirtschaft reparieren“ erschienen.

Dazu fasst der deutschsprachige Übersichtsartikels »Wachstumszwänge: Ressourcenverbrauch und Akkumulation als Wettbewerbsverzerrungen« im Sammelband »Postwachstumspolitiken« (Hrsg. Adler/Schachtschneider) unsere Ergebnisse relativ knapp zusammen und diskutiert zwei Politikvorschläge etwas detaillierter: Institutionelle Verbrauchsbegrenzungen (Cap & Trade) und die Begrenzung von Akkumulation. Weitere institutionelle Ansätze zur Bekämpfung leistungsloser Einkommen finden sich im Kapitel »Wider den Wachstumszwang: Institutionelle Auswege aus einem sozialen und ökologischen Dilemma« im Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie. Eine neutrale Zusammenfassung der Diskussionen um Wachstumszwänge ist unter freier Lizenz erschienen.